Pelvic-Congestion-Syndrom als Ursache von Unterbauchschmerzen
Pelvic-Congestion-Syndrom (Beckenvenensyndrom)
Wenn Krampfadern im Unterleib Bauchschmerzen verursachen
Etwa ein Drittel der Fälle von chronischem Unterbauchschmerzsyndrom wird durch von aussen nicht sichtbare Krampfadern in der Beckenregion verursacht. Mediziner sprechen in diesen Fällen von Beckenvenensyndrom, Beckenvenenstauungssyndrom, Varikosis pelvis oder Pelvic-Congestion-Syndrom (PCS). Hinweise auf solche Bauchkrampfadern sind beispielsweise vergrösserte Venen in der Schamlippenregion sowie Krampfadern an Gesäss oder Oberschenkelhinterseite.
Allgemein sind Krampfadern im Unterleib von Frauen ganz normal. Die meisten Frauen haben welche – und in den meisten Fällen keinerlei Beschwerden. Deshalb denken viele Ärzte nicht auf Anhieb daran, hier die Ursache von chronischen Unterbauchschmerzen bei Frauen zu suchen.
Zudem sind diese «pelvinen» inneren Krampfadern für damit unerfahrene Ärzte nicht immer auf Anhieb zu entdecken. Deshalb sind die Expertinnen und Experten im Netzwerk Unterbauchschmerzen besonders dafür sensibilisiert, Krampfadern und andere Gefässerkrankungen als Ursache von Unterbauchschmerzen nicht aus den Augen zu verlieren (siehe auch Diagnose).
Risikofaktoren für Beckenvenensyndrom
Warum die einen Frauen ein schmerzhaftes Beckenvenensyndrom entwickeln und andere nicht, weiss die Medizin gegenwärtig nicht. Als Risikofaktoren für das Pelvic-Congestion-Syndrom gelten:
- Zwei oder mehr Schwangerschaften
- Krampfadern an den Beinen
- Wiederholte Eierstockzysten
- Hormonstörungen (krankhaft oder durch die Wechseljahre bedingt)
Diagnose von Beckenvenensyndrom
Häufig lässt sich die Diagnose Beckenvenensyndrom schon anhand der Symptome (siehe Kasten Symptome) und einer Ultraschalluntersuchung (Duplexsonografie) stellen. Im Zentrum für Gefässmedizin besteht darüber hinaus die Möglichkeit, mit einer Magnetresonanzphlebografie weiteren Aufschluss zur erhalten. Wenn diese Untersuchung noch immer kein ausreichend klares Bild darüber gibt, ob eine krankhafte Vene tatsächliche als Ursache von Unterbauchschmerzen infrage kommt, überweisen wir Sie für die weitere Abklärung an die Frauenarzt-Praxen im Netzwerk. Dort lässt sich der Zustand von Venen bzw. das Vorhandensein von schmerzverursachenden Krampfadern zweifelsfrei bei einer transvaginalen Duplexsonografie nachweisen. Bei dieser Untersuchung wird die Ultraschallsonde schmerzfrei in die Vagina eingeführt.
Minimalinvasive Behandlung bei Beckenvenensyndrom
Die Behandlung des Pelvic-Congestion-Syndroms erfolgt in der gynäkologischen Praxis in der Regel zunächst medikamentös. In der gefässmedizinischen Therapie können die ursächlichen Krampfadern bei einem kathetergestützten minimalinvasiven Eingriff entfernt werden.
Erweiterte Beckenvenen oder Eierstockvenen sowie Krampfadern im Beckenbereich lassen sich in der Regel sehr gut durch minimalinvasive Eingriffe behandeln. Bei diesen kathetergestützten Eingriffen wird nach örtlicher Betäubung ein kleiner Hohlschlauch bis zur betroffenen Vene geführt. Bei einer sogenannten Embolisation wird die Vene durch eine kleine Metallspirale (Coil) verschlossen und die Krampfader zusätzlich medikamentös verödet (Sklerotherapie).
In seltenen Fällen (weniger als 10 Prozent) erzielen Embolisation und Verödung kein befriedigendes Ergebnis. Dann kann es notwendig werden, die krankhaft erweiterten Venen bei einem – ebenfalls minimalinvasiven – Eingriff mit Clips abzuschnüren.
Pelvic-Congestion-Syndrom
- Wiederkehrende Unterbauchschmerzen, dumpf, pulsierend oder auch stechend
- Nach längerem Stehen, beim Sitzen, abends sowie bei oder nach Geschlechtsverkehr
- Häufig begleitende Rückenschmerzen, vor allem im Bereich der Lendenwirbelsäule
- Probleme beim Wasserlassen
- Veränderungen der Regelblutung (vor allem mit Schmerzen) und/oder wässriger Ausfluss
- Krampfadern an Gesäss, Oberschenkeln und in der Scheide
«Krampfadern als Ursache von Unterbauchschmerzen bei Frauen werden noch zu oft übersehen. Das wollen wir ändern. Denn in mehr als 90 Prozent der Fälle lassen sich chronische Schmerzen durch Krampfadern im Bereich des Beckens mit einem kleinen Eingriff dauerhaft lindern.»
Dr. med. Christian Regli
Zentrum für Gefässmedizin
Angina abdominalis
Unterbauchschmerzen, die regelmässig 15 bis 30 Minuten nach dem Essen auftreten, können auf eine arterielle Durchblutungsstörung der Bauchgefässe hinweisen. Die Schmerzen sind dann Symptom dafür, dass der Darm bzw. Darmabschnitte nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Langfristig kann eine solche Angina abdominalis dazu führen, dass Darmgewebe abstirbt und ein Darminfarkt bzw. Mesenterialinfarkt entsteht. Ab diesem Stadium besteht ein sehr hohes Risiko für lebensgefährliche Komplikationen.
Wie beim Herz mit der Angina pectoris ist die Angina abdominalis ein Warnsymptom für eine ernst zu nehmende Durchblutungsstörung. Umso wichtiger ist es, bei wiederkehrenden Unterbauchschmerzen auch die Darmdurchblutung sorgfältig zu untersuchen. Je früher Anzeichen für Verengungen (Stenosen) der den Darm versorgenden Mesenterialarterien erkannt werden, umso leichter lassen sich Komplikationen vermeiden – und wiederkehrende Unterbauchschmerzen durch einen schonenden minimalinvasiven Eingriff unter lokaler Betäubung effektiv lindern.
Weitere Ursachen von Unterbauchschmerzen
Experten für Beckenvenensyndrom und Angina abdominalis
Die angiologischen (gefässmedizinischen) Abklärungen im Netzwerk Unterbauchschmerzen übernimmt das Zentrum für Gefässmedizin an seinen Standorten in Aarau, Baden und Zofingen. Prof. Dr. med. Nicolas Diehm, PD Dr. med. Hak Hong Keo und Dr. med. Christian Regli sind erfahrene Experten in der Diagnose von Krampfadern der Beckenvenen (Pelvic-Congestion-Syndrom) und Angina abdominalis.
Unsere Experten
Prof. Dr. med. Nicolas Diehm
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Dr. med. Christian Regli
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